Subgallery

Kjell Varvin

Ich lernte Kjell Varvin 2015 bei den Festspielen in Nord-Norwegen kennen. Kurz darauf folgte eine gemeinsame Fahrt mit einem Kleintransporter nach Tromsø, um eine seiner Skulpturen als Neuerwerb in die Sammlung des dortigen staatlichen Kunstmuseums zu bringen. Diese Begegnung war der Beginn einer außergewöhlichen Freundschaft und Zusammenarbeit. Im Jahr 2016 kuratierte ich die Ausstellung Kjell Varvin:Free Geometry im Northern Norway Art Museum in Tromsø, Norwegen.

  • Bild 1: Cubic Fragments Combined, 2018, Eisen lackiert
  • Bild 2: Piscine, 1974, Graphit poliert, Gouache und Bleistift
  • Bild 3: Multiinstall, 2013, Digitaldruck
  • Bild 4: Lerkesang, 1971, Gouache, Tusche, fettkreide auf Papier

Recyclingskunst in einer digitalen Epoche

Subgaze.com präsentiert eine kleine Auswahl von Werken des norwegischen Multimedia Künstlers. Neben Zeichnungen, Drucken, Gemälden und Installationen produziert Kjell Varvin seit 1993 Eisenskulpturen in verschiedenen Größen und Ausführungen. Cubic Fragments Combined von 2018 lässt sich auf verschiedene Weise an Wänden montieren. Die Verwendung von Gebrauchtmaterialien steht in der Tradition der Arte Povera, wobei eine ultramarine Lackierung für eine Veredelung der Skulptur sorgt. 

 

Abstrakte Komposition. Tusche, Fettkreide und Bleistift auf Papier
Abstrakte Komposition. Tusche, Fettkreide und Bleistift auf Papier
Meereslandschaft, abstrakt, schwarz-weiß. Siebdruck.
  • Bild 5 – 6: Herbsttanz 1 und 2, 2017, Tusche, Fettkreide und Bleistift auf Papier
  • Bild 7: Cruise, 1976, Siebdruck
  • Bild 8: Svev (Aria), 1981

Performative Minimal Art

Seit den 1970er Jahren ist Varvins Stil von Geometrie und Farbreduktion geprägt. Formal erinnert vor allem das Frühwerk an Bauhaus, De Stijl und die russische Avantgarde der 1920er Jahre. Seltene Werke wie der Siebdruck Cruise von 1976 lassen auch eine Nähe zum Surrealismus erkennen.  

Die Grafik Piscine von 1974 zeigt sowohl den Einfluss der US-Amerikanischen Minimal Art als auch die Vorliebe des Künstlers für Materialvielfalt. Mit Hilfe von Graphit, Bleistift und Gouache erzielt er die maximale Bandbreite an Farbqualitäten und Oberflächen, die dunkle Töne hergeben. Abwechselnd Matt und glänzend changieren die Bildflächen, so dass sich der Gesamteindruck je nach Blickwinkel verändert.

Wandelbarkeit ist ein besonderes Merkmal der Kunst von Kjell Varvin, dessen Hauptwerk aus kurzlebigen Installationen besteht. Seit den 1990er Jahren experimentiert der Künstler auch mit digitalen Medien und Bildbearbeitungsprogrammen. Ein ständiges Austesten von neuen Möglichkeiten und Perspektiven prägt die Arbeitsweise von Kjell Varvin. Materialkombinationen mit filigranen Details sorgen für poetische Momente. 

Kjell Varvin, preparing the exhibition at the Northern Norway Art Museum.

Kjell Varvin

Ein Bohemien der Avantgarde

Varvin wurde 1939 in Bærum bei Oslo geboren. Ab 1958 besuchte er die Norwegische Akademie für Kunsthandwerk und Kunstindustrie in Oslo. Auf einer Reise durch Südeuropa setzte er anschließend sein Studium an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Paris, der Academia Bellas Artes in Sevilla, der Academia Bellas in Porto und der Escuela de Artes y Oficios in Barcelona fort. Studienreisen durch Asien, Mittelamerika und die USA sorgten für ein frühes Kennenlernen verschiedener Kulturen.

Im künstlerischen Atelier in Høvik entstehen täglich neue kurzlebige Installationen, die systematisch als digitale Fotografien archiviert werden. Der Künstler vermeidet dramatische Inszenierungen und bevorzugt die gleichmäßige und unkontrollierbare Wirkung natürlicher Beleuchtung.